Die Welt dreht sich immer weiter ...Shadowrun

Die Klauen des Drachen

Jörn Tölle

Am Abend des gleichen Tages kommen wir auf der Burg an, werden dort von Schade und Willy empfangen. Auch Fairy ist anwesend, genau wie Dam und Ingrimm. Ich habe einige Geschenke mitgebracht, es wird mir eine Freude sein, diese zu überreichen. Am Weihnachtsfest soll es, so einigen wir uns nach längerer Diskussion, Karpfen und Gans geben, am ersten Feiertag wird Pute aufgetischt. Für Fairy habe ich ein spezielles kleines Bett besorgt, für Siggi eine Körperpanzerung, für Schade einige Schwangerschaftsklamotten, für Willy und die noch zu gebärenden Kinder gestreifte Kleidung, für Flinx ein Buch, für Spoty eine Elektronikkiste, für Dam Kleidung aus natürlichem Leder, für mich eine Sicherheitspanzerung mit allem elektronischem Schnickschnack, den man sich denken kann.
Wir sitzen gerade beim Abendessen, als mein Watcher Alarm schlägt. Wie sollte es auch anders sein, ich konnte es mir auch kaum vorstellen, dass an einem Weihnachtsfest nichts passiert. Ich blicke in den Astralraum, starre auf eine Spur mir unbekannter Art, aus des sich ein dämonisch aussehendes Wesen manifestiert, Blut tropft von ihm, Hass ist sein Motor. Ich zucke mein Katana, greife das Wesen an, es pariert meinen Schlag ohne Probleme, verpasst mir eine leichte Wunde, im gleichen Augenblick tauchen zwei Elementare auf, der eine, ein Feuerelementar, verletzt mich schwer, bevor ich die astrale Brücke zu mir kappe und mein Katana fallen lasse. Was ist passiert, warum habe ich nicht die Macht, diese Wesen zu verletzen!!! ...... Als meine Wahrnehmung auf die physische Ebene wechselt, ich mich sortiert habe, erblicke ich einen blutverschmierten Mag auf unserem Festtisch stehend. Sein versteinerter Blick entspannt sich in diesem Augenblick, er springt vom Tisch, wischt das Blut an seinem Schwert beiläufig an einer Gardine ab: »Entschuldigt mein Auftreten, aber ich muss mich ein wenig ausruhen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, dreht er sich um, verlässt den Saal. Völlig versteinert hocke ich an einer Wand, blicke auf die sich schließende Tür. »Hey Al, ich werde mich um deine Wunden kümmern, ja?« Die ruhigen Worte von Schade erwecken mich aus meiner Fassungslosigkeit. »Jetzt brauche ich einen sehr großen Drink, ihr auch?« Ohne auf Reaktionen zu achten, gieße ich eine Reihe Gläser mit Whisky voll, leere mein Glas in einem Zug. Dass mein bester Chummer meine Weihnachtsruhe einmal in so krasser Weise stören würde, hatte ich mir nicht träumen lassen.
Die Runde braucht einige Stunden, bevor sie sich von diesem Thema gelöst hat, das Fest wird dann auch noch recht schön. Am ersten Feiertag machen wir eine Schneeballschlacht, vergnügen uns im Freien. Ein Feuerelementar brät die Pute für uns so richtig knusprig, Mag ist noch nicht aufgetaucht. Gegen Mittag stelle ich fest, dass er auf eine Queste gegangen ist, welche wohl noch dauern kann. In der Tat erwacht Mag auch die nächsten zwei Tage nicht aus den Dornrösschenschlaf und ist zu allem Überfluss am 28.12. komplett verschwunden. So langsam verliere ich die Geduld mit meinem Chummer! Mal sehen, was er beim nächsten Treffen so an Ausreden parat hat. In diesen Tagen arbeite ich mit Fairy zusammen an meinen Fähigkeiten, magische Phänomene aufzunehmen und zu bewerten, sehr interessant. Ansonsten haben wir "ne Menge Spaß, heißen das Neue Jahr willkommen!
Am 2.1.55! nehmen wir erneut Torbrins Spur auf. Es wird so langsam klar, dass Torbrin etwa im September 2050 nach Berlin gegangen ist. Iceman erinnert sich nach und nach auch noch an ein Paar Dinge. So hat Torbrin wohl auf einer von Schwarzenberg herumgehackt und gemeint, er würde sie am liebsten umbringen und so. Freunde sind wohl bei einem Run in Prag umgekommen; es geht dabei wohl um Schuldzuweisungen. Auch können wir das Lied »Die Weisheit eines Zwerges« aus den Erinnerungen der einzelnen Zeitzeugen zusammentragen. Marlow hat es wohl ständig gesungen. Am 11.1.55, wir wollten schon abreisen, hören wir von einem Informanten, dass Torbrin an einem seiner letzten Tage in Hamburg mit einem Boot untergegangen ist. Er hat wohl ziemlich herumgemeckert, da er sein Tagebuch dabei verloren hat. Tagebuch, dies könnte uns sehr helfen, wir beschließen, es zu heben. Am folgenden Tag tauchen wir nach dem Buch, können es wirklich finden und versuchen das halb zerfallene Werk zu entschlüsseln. Es gelingt auch wirklich ein paar Zeilen zu entschlüsseln, wir schicken die Reste zu Ingrimm, er soll ersuchen, mehr herauszuholen, während wir nach Berlin reisen, auf die Insel der Anarchie! An diesem Tag erläutere ich Siggi, warum wir diese Spur überhaupt verfolgen, erzähle von dem Anhänger und meiner Queste. Er kann mir tatsächlich helfen, denn Ŝlosilmordilo ist Esperanto und heißt soviel wie »Schlüsselbeiswerkzeug«, aha! Aus den ersten Zeilen des Tagebuches wird jedenfalls klar, dass Torbrin nach von Marlow gefertigten »Schlüsselgegenständen« sucht. Es gibt wohl fünf davon, einen, »Schlüsselbeiswerkzeug«, besitze ich.
Und die Sisyphusarbeit geht weiter. Nur sehr träge können wir uns zu kompetenten Leuten durchfragen, Torbrin ist halt untergetaucht, und es ist nun mal schwer, untergetauchte Menschen zu verfolgen.

Östlicher Drache heißt das Lokal, in dem wir uns am 1.2.55 mit einer Frau Schmidt treffen wollen. Die Frau hat einen offensichtlichen asiatischen Akzent und ihr Auftrag ganz offensichtlich Eile, denn es ist mitten in der Nacht und sie will uns in einer Stunde treffen. Das japanische Restaurant ist sehr stilvoll, nobel, es halten sich viele wichtige Leute mit ihren Bodyguards hier auf. Man führt uns in ein Hinterzimmer, wo wir von einer hübschen Japanerin begrüßt werden. Der Ton der Verhandlung ist freundlich und bestimmt. Sie bietet in Vertretung der Japanese Art Incorporation 10000 Euro für die Beschaffung von drei LKW - Ladungen Kunstwerke binnen 24 Stunden. Der Konvoi wurde von einer paramilitärischen Söldnergruppe angehalten, alle fünfzehn Begleiter erschossen und die Fahrzeuge entladen, bzw. umgeladen. Eine genaue Beschreibung mit Nummerierung der Kisten liegt vor, nun ja.
Die Informationen sind knapp, die Zeit kurz, wir werden unser Bestes tun. Der Ort des Überfalls liegt nur 30 Minuten von dem Restaurant entfernt in Wilmersdorf. Dort sind die Spuren des zurückliegenden Straßenkampfes noch mehr als deutlich zu erkennen, die Organgeier haben sich längst geholt, was sie gebrauchen können, die Armen der Gegend haben alles irgendwie verkaufbare abmontiert. Der vordere LKW ist völlig zerstört, schwere Waffen haben ihn aufgehalten. Aufschlüsse über die Söldnergruppe sind in den Wrackteilen nicht mehr zu finden, aber vielleicht hat ja jemand etwas gesehen?! Die Häuser sind überall verschlossen, verrammelt, erst als ich lautstark Geld biete, öffnen sich die Fenster. 1000¥ später wissen wir, dass die Gruppe 4 bis 8 Personen groß war, in Militäruniform gekleidet war und äußerst präzise und schnell gehandelt hat. Leichte Kampfpanzer haben ihr übriges für die Effektivität getan. Offensichtlich hat es sich um eine Art Policlub gehandelt, man hat ein Emblem mit einem »flammendem Schwert« gesehen, ein Mann hat ein Slogan gerufen, so etwa was wie »Für ein sauberes Berlin, es lebe Brotherhood«. Zum Schluss finden wir noch ein Hinweiß auf die Art der Ladung, eine militärische Kiste mit der Aufschrift Nitama sagt uns, dass es sich nicht um harmlose Kunstwerke gehandelt haben kann, und damit auch nicht um Kunsträuber! Wir beschließen, uns mal in einer Kneipe in der Nähe umzuhören. Im Wagen rufe ich You an, sie hat die Zeit, mir die wichtigsten Daten herauszusuchen. Die Formulierung des Slogans lässt auf den Policlub »Brotherhood of Renewel« schließen. Wolfgang Neumann ist ihr Anführer, ca. 8 Personen zählen zum inneren Kreis der Gruppe, einer Abspaltung vom Humanis Club. Der Verein gilt als relativ schlecht bewaffnet, na ja, wir sind in Berlin, was ist hier eine schlechte Bewaffnung?! Wie eine Maschine rattert You die Informationen heraus und begründet dieses Verhalten nach meiner besorgten Rückfrage mit dem Satz: »Zeit ist Geld, Chummer, du kennst ja die Nummer meines Credsticks. Weitere Fragen?« Ich bitte sie, sich näher um diesen inneren Kreis zu kümmern. Indes haben die anderen eine Arbeiterkneipe ausgesucht, die wir betreten. Der Barkeeper scheint am besten geeignet, Informationen an uns zu vermitteln. Er hat in der Tat von dem Policlub gehört. »Das ist so "nen durchgeknallter Verein in Lichtenberg. Ich könnte, gegen einen kleinen Anreiz von 150 Euro für euch herausfinden, wo die ihr Haupthaus haben?!« »Klar, versuch dein bestes.« Er telefoniert kurz und kann uns dann ein ehemaliges Kino beschreiben, in dem sich die Bande üblicherweise versammelt. Also, auf nach Lichtenberg; das Kino wird in der Tat von ein paar Spinnern bewacht und benutzt. Ich sehe mir das Gebäude von Innen an, elf Personen sind anwesend, ich bin mir jedoch sicher, dass hier kein Platz für so viele Waffenkisten ist, der falsche Ort also. Das Viertel ist total frei von Metamenschen, Plakate werben für diesen Policlub. Wir suchen uns eine Kneipe außerhalb ihres Machtbereichs, um mehr herauszufinden. Indes versuche ich Ed zu erreichen, er hat jedoch Probleme mit dem neuen Matrixsystem des Ordens und daher keine Zeit. Er kann mir jedoch sagen, dass Nitama ein japanischer Waffenhersteller mit zusätzlichen Aktivposten im Securitybereich ist. In der Kneipe können wir jemanden finden, der die Adresse von Wolfgang Neumann kennt, ein erheblicher Schritt in die richtige Richtung. Um 7.45 Uhr kommen wir in Marzahn an dem heruntergekommenen mehrstöckigen Wohnblock an. Einschusslöcher in den Wänden und rechtsradikale Slogans lassen uns die Gesinnung der Bevölkerung wissen. Der Aufzug in der muffigen Vorhalle ist außer Betrieb, die Treppe eine ekelhafte Müllhalde. Neumann ist nicht in dem aus vier Zimmern bestehenden Appartement 405 anwesend, wir können es ja trotzdem unter die Lupe nehmen. Und da liegt der Haken an der ganzen Sache. Niemand von uns dreien kennt sich mit den Sitten und Bräuchen dieser Stadt aus. Und wer kann schon ahnen, dass ein harmloser Einbruch gleich mit einer Bombe!!! bestraft wird, die explodiert, als Sarg das Mag-Schloss knackt. Zum Glück kommen wir alle relativ glimpflich davon, nur Sarg hat es hart getroffen, ich kann ihn jedoch mit meinen magischen Fähigkeiten aus der Situation befreien. Nun, die Wohnung bringt zuerst keine besonderen Neuigkeiten, wir finden einen Optochip, der könnte wichtig sein, ein paar Kanülen mit irgendwelchen Drogen, die werde ich vernichten, Waffenhalterungen an den Wänden, aber keine Waffen, Plakate, etc. . Flinx meldet sich, er hat auf der Straße zwei Typen entdeckt, welche die Wohnung beobachten, mit einem Gewehr auf die Fenster zielen. Die Bombe hat ganz offensichtlich auch einen Alarm ausgelöst, nun ja, potentielle Gefangene. Wir machen das Licht aus, ziehen uns aus der Sichtlinie zurück, ich kann den einen mit einem Schlafzauber ausschalten, der andere rennt zu seinem Wagen, wir hinunter, um Flinx zu unterstützen. Der Typ ist entweder ein verteufelt guter Magier, resistent gegen Magie oder voll mit Drogen. Jedenfalls widersteht der Mann einigen satt mit Power geladenen Zaubern, kann noch seine Autowaffe anschmeißen und durch die Gegend feuern, bevor ich ihn mit dem Katana verletze und Spoty ihm den Kopf abschlägt, woff, die wären geschafft. Jetzt knöpfe ich mir das andere Schwein vor. Ich muss das ganze Programm durchgehen, um aus ihm die ungefähre Adresse der Lagerhalle herauszupressen, in welcher der innere Kreis des Policlubs ihr Lager und ihren Operationsstützpunkt hat. Es ist ein Gebäude am Westrand von Köpenik, in einer Industriegegend. Den bewusstlosen und arg zugerichteten Rassisten schmeiße ich einer Gegend raus, in der zu hoffen ist, dass Organjäger oder Ghule den Typen finden, bevor er erwacht. Siggi knackt indes die Sicherheitssperre des Optochips, er enthält zum ersten genau jene Adresse, so ein Zufall, der arme Mensch, sowie die Pläne über einen geplanten Überfall auf die Kneipe »Melt In«, die vor allem von Metamenschen aufgesucht wird. Das Gebäude soll heute abend in Flammen aufgehen. Wir werden ihnen ihren Plan austreiben, ihr Nest ausheben! Auf dem Weg nach Köpenik meldet sich You, die zu berichten hat, dass Neumann aus der MET2000 unehrenhaft entlassen wurde. Er war Ausbilder in dem Verein und hat sich wohl zu rassistischen Äußerungen hinreißen lassen. Das Nitama der Yakuza gehört ist jetzt abgesichert, na ja. Wenn man schon für die Japsen arbeitet, muss man halt absolut professionelle Arbeit abliefern, um sie nicht zu verärgern. Ich denke wir liegen ganz gut in der Zeit.
Gegen 9Uhr treffen wir an der Lagerhalle ein. Sie liegt in einer abbruchreifen Gegend und fällt aufgrund ihres recht guten Zustandes ziemlich auf. Die Tore und Zäune sind neu, Kameras zeugen von einem Sicherheitssystem. Ich checke die Halle astral, neun Personen sind anwesend, zwei davon im Erdgeschoss. OK, die beiden Wachen oben sind schnell erledigt, ihre Schrotflinten jedoch furchteinflößend. Die Eroberung der Kelleretage kommt dann nur recht zäh zustande, gelingt jedoch nach längerem Schusswechsel. Als wir die Personen abzählen fällt mir auf, dass einer fehlt, Neumann! Das Schwein flieht. Mittels einiger Bewegungszauber gelingt es ihn einzuholen und aufzuhalten, mit einem Manageschoss, nicht mit Schlafzauber! Die Terroristen haben sich hier unten ziemlich gut eingerichtet, ein riesiges Arsenal an Waffen lagert in einem Raum, die Beute. Ein Labor für Sprengstoff, ein Schießstand, Küche und Planungsraum runden den Eindruck ab, ein richtiges terroristisches Hauptquartier. Frau Schmidt ist mit unserer Arbeit ganz offensichtlich sehr zufrieden, der Lohn fällt recht hoch aus, für einen 20 Stunden Job.

 
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