Die Welt dreht sich immer weiter ...Shadowrun

Fingolfin Shadowing

Flinx

geboren 05.12.2027

© 1998 by Richard Pohl

Sicher, ich erinnere mich noch an meine Eltern, aber mehr noch erinnere ich mich an die wilde Landschaft meiner Jugend. Meine Eltern hatten sich schon kurz nach meiner Geburt nach Schottland zurückgezogen. Trotz mehrerer Aufforderungen sich doch den anderen Elfen anzuschließen, konnten sie sich nie dazu entschließen Schottland zu verlassen.

Wir waren wohlhabend und zufrieden, obwohl einige »Nachbarn« (die nächsten wohnten etwa 2 Km entfernt) uns ganz öffentlich verachteten. Trotz dessen waren wir im nächsten Pub gern gesehen. Aus irgendeiner Laune heraus wurde Zuhause nur Sperethiel gesprochen und so lernte ich auch keine andere Sprache.Flinx

Mein Vater war oft unterwegs und nahm manchmal auch meine Mutter mit. Soweit ich das begriffen hatte, hatte Vater sehr viel mit Magie zu tun, obwohl er sie Zuhause selten einsetzte. Ich wurde nie mitgenommen, weil diese Reisen viel zu gefährlich seien. Und so kam es auch einmal, dass mein Vater mir ein kleines Päckchen gab, bevor beide von einem mir unbekannten Elf abgeholt wurden. Er sagte: »Wenn in drei Wochen keiner von uns zurück ist, dann öffne dieses Päckchen. Übermorgen kommt Mutters Freundin, damit du nicht so allein bist.«

Dann ging er zum Auto, winkte mir noch mal zu. Meine Eltern stiegen ein und das Auto fuhr los. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, dass ich meine Eltern zum letzten Mal gesehen hatte. Mutters Freundin, das war doch diese Verrückte. Wie hieß sie doch gleich...? Ach ja, Fanfarel. Sie war so etwas wie meine Patentante, eine Elfe war sie schon, auch wenn sie irgendwie ein ganz feines Fell hatte, das ihr einen bläulichen Schimmer verlieh. Und niemand wusste, wo sie eigentlich herkam. Sie sah nicht perfekt aus, war dadurch aber sehr attraktiv und hatte lange pechschwarze fast bläuliche Haare. Aber sie war irgendwie nicht ganz richtig im Kopf und das machte mir jedes Mal Angst. Fanfarel oder Fanny glaubte, sie wäre eine Amazone und nicht nur irgendeine sondern eine Prinzessin. Sie lief immer mit einem großen Schwert herum und ich wusste, sie konnte verdammt gut damit umgehen. Mir graute vor der nächsten Zeit. Erstaunlicherweise ging es gut und sie machte mir das Leben nicht zur Hölle. Vielmehr führte sie mit schier unendlicher Geduld meine Ausbildung und Schulung weiter, die mein Vater begonnen hatte.

Eines Tages ich war grade im Garten als plötzlich eine Gestalt vor mir auftauchte und mir berichtete, dass meine Eltern nicht wiederkommen würden, ich solle das Päckchen öffnen und Fanny würde alles mithören. Die Gestalt verschwand, es war einer von Vaters »Bediensteten«. Er nannte sie Elementargeister. Ich wusste irgendwie, dass die Nachricht wahr war, besonders als Fanny von hinten an mich herantrat und mir die Hand auf die Schulter legte. Von dem Zeitpunkt an war die Stimmung irgendwie gedrückt. Fanny war nicht mehr bei der Sache und nichts war wie vorher. Ich öffnete das Päckchen. Es enthielt die Aufforderung innerhalb der nächsten drei Wochen zu verschwinden und einen großen Bogen um Irland zu machen. Ja, er benutzte wirklich diesen alten Namen. Ich gab Fanny den Brief, sie blickte starr geradeaus, sie murmelte so etwas wie »Oh Scheiße!«

Nachts wachte ich plötzlich auf, es war dunkel, was allerdings für mich kein Problem darstellte. Fanny stand in meinem Zimmer, sie schien zu frieren »Darf ich unter deine Decke kommen...?« Ich bekam kein Wort heraus. Sie schlüpfte aus ihren Kleidern und unter die Decke, sie fühlte sich an wie ein Eisbrocken, auch wenn ihr weiches Fell diesen Eindruck nach Kräften zu verdrängen suchte. Als nach etwa einer halben Stunde die Wärme zurückkehrte, schlief ich ein.

Als sie sich am Morgen von mir löste, sagte sie leise: »danke«, gab mir einen flüchtigen Kuss und stand auf.

Irgendwie war mir klar, dass meine Eltern nicht wiederkommen würden, aber tot?? Das war keine vorstellbare Alternative. Von nun an begann Fanny mir einige Dinge beizubringen, wie Umgang mit dem Schwert und mit Pfeil und Bogen, aber auch die lautlose Bewegung im Haus und in der Wildnis. Wir machten jetzt tagelange Streifzüge durch die Highlands. Etwa vierzehn Tage nachdem die schlechte Nachricht eingetroffen war, wir waren grade auf dem Weg nach Hause, tauchte über uns ein Flugobjekt auf. Es war eine Art Drohne. Fanny riss mich plötzlich in Deckung, wir beobachteten, wie sich die Drohne langsam an das Haus heran pirschte, es einmal umkreiste, und dann... stand da nur noch eine rauchende Ruine. Ich war so schockiert, ich bemerkte noch nicht einmal, wie die Drohne in aller Seelenruhe den Schauplatz verließ.

Uns beiden war klar, wir mussten untertauchen und zwar möglichst spurlos. Wir gingen den ganzen verbliebenen Tag lang, um ein seit Jahrzehnten unbewohntes Haus zu erreichen. Es war schon spät, als wir es erreichten. Wir richteten uns dort unauffällig für die Nacht ein. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, aber ich konnte keine einzige in Worte fassen, also saßen wir schweigend nebeneinander. Ich erschrak beinahe als sie plötzlich sagte: «Mir ist kalt« und sich dann krampfhaft an mir fest hielt. Sie war wirklich kalt und sie zitterte auch, obwohl sie versuchte das Zittern zu unterdrücken, die große Amazone. Die «Aufwärmphase« dauerte hier draußen etwas länger, aber dann wurde sie plötzlich sehr geschmeidig, schmiegte sich an mich an und begann mich heftig zu küssen, Momente später waren ihre Hände unter meiner Kleidung und ich öffnete ihre Jacke. Wir schliefen erst im Morgengrauen ein.

Als wir gegen Mittag erwachten lächelte sie mich verlegen an und sagte: »Entschuldigung aber ich musste dich einfach verführen.«

Sie hatte sich sehr verändert , sie war immer noch eine Amazone, aber sie hatte jetzt diese «Göttlichkeit« abgelegt. Sie war jetzt das, was ich mir unter einem Runner vorstellte. Wir blieben drei Tage in dem Versteck und wenn wir nicht grade schliefen, lehrte sie mich die Geheimnisse ihres Körpers im praktischen Unterricht.

Am vierten Tag brachen wir auf und sie überzeugte mich Europa zu verlassen. Sie hatte Freunde in Tir Tairngire, denen sie soweit vertraute, dass sie mich dort unterbringen würde.

Wir schlugen uns bis zur Atlantik Küste durch. Zwischendurch brachen wir in ein Haus ein und sie sandte eine Nachricht zu ihren Freunden. Nachts setzten wir über zu den Äußeren Hebriden. Wir gingen bis an den Atlantik an eine Stelle, die wie ein natürlicher Hafen aussah und warteten dort auf ein Zeichen von Fanny`s Freunden.

Während dieser Tage bekam ich von Fanny das bedeutendste Geschenk meines Lebens: sie erklärte mir meine magischen Fähigkeiten und brachte mir bei einige davon zu nutzen. Während dieser Zeit erzählte sie immer wieder von Elfen, von unsterblichen Elfen, von der erwachten Welt, magischen Wesen. Für mich waren es meistens nur Geschichten wie die Fantasy Romane von denen es zuhause jede Menge gab, und auf einmal sollte das alle wahr sein, unglaublich.

Wir «verabschiedeten« uns nächtelang bis eines Abends ein Schiff auftauchte. Die Kommandantin war eine Elfe namens Nadia die Freundin von Fanny. Ich fuhr mit dem Schiff und Fanny blieb in Schottland. Ich weiß irgend wann wird sie mir wieder über den Weg laufen.

Vor der Küste der UCAS wurden Nadia und ich von einem Helikopter abgeholt und landeten ohne Störung vor einem schönen »Schloss« in Tir Tairngire.

Mein neues Zuhause für die nächsten Jahre.

Nach der ersten Nacht in diesem Haus war ich irgendwie verändert Schottland, Fanny, die Flucht aus Europa ich hatte alles vergessen.

In dem allgemeinen Gerangel kann es von Vorteil sein aus einer sogenannten besseren Familie zu kommen. Diese Vorteile konnte ich denn auch den Rest meiner Jugend in vollen Zügen genießen. Es gab nur... nun ja, sagen wir, ein Makel: eine nicht zu übersehende magische Aura an sich ist eine durchaus gesellschaftsfähige Tatsache nur, meine Lehrer konnten auf keine Weise, zugegeben mit beiderseits wenig Geduld, auch nur einen Zauberspruch in mich hineinbekommen. Gleichzeitig begannen mich Alpträume zu plagen, bei denen ich vor dem Aufwachen entweder tot oder zumindest halb tot war. Die zentralen Figuren waren immer die Selben. Ein Gruppe von mehreren leicht gepanzerten Menschen und Elfen, die Kleidung war durchweg schwarz und ich mitten in dieser Gruppe. Wir zogen durch eine Welt für die es wirklich einen Traum brauchte. Inzwischen weiß ich, dass diese Traumwelt der realen Welt erschreckend nahe kam. Aus der Gruppe in meinen Träumen fielen zwei Personen besonders auf, eine dunkelhaarige Frau, die sehr gut mit Waffen umgehen konnte, egal ob Schwerter oder Schusswaffen. Sie war immer freundlich und neigte im Gegensatz zu den Anderen immer zum Lachen und schien mit ihren Gegnern nur zu spielen. Die andere war eine Elfe mit langem nahezu weißen Haar, welches im harten Kontrast zu ihrer schwarzen Kleidung stand. Sie war sehr, sehr ernst. Sie trug nur eine Waffe: ein langes Schwert, das in einer eher unansehnlichen Scheide steckte. Das Heft war ein kunstvoll verschlungener Drache mit rot glühenden Augen aus zwei funkelnden Rubinen. Sie setzte dieses Schwert sehr selten ein, denn es brachte verheerenden Tod und Zerstörung über alles, was zu nahe kam. Am Ende des Traumes war ich durch die vielfältigen Kämpfe und Kriege immer tot oder halb tot und die weißhaarige Elfe war über mich gebeugt und sah mich aus ihren unendlich tiefen Augen sehr traurig an, während der Drache auf dem Heft ihres Schwertes mich aus seinen Rubinaugen anfunkelte.

Aber wieder zurück in die reale Welt. Die immer wiederkehrenden Alpträume und meine Unfähigkeit Zauber zu wirken grenzten mich in gewisser weise von der Familie ab. Und außerdem bin ich für einen Elf nicht gerade groß geraten. Es blieben also nur wenige Möglichkeiten: 1. als lästiges Anhängsel an dem einen oder anderen Teil der Familie zu hängen, 2. den Anschluss an eine Gruppe gleichgearteter zu suchen und dort durch die systematische Verbesserung der angeborenen Fähigkeiten etwas zu erreichen, um auf diese Weise zu einer gesellschaftlichen Stellung zu finden oder 3. auf und davon in die wilde weite Welt.

Die wilde weite Welt kannte ich aber nur als grausam und unerbittlich, kurz besonders für Metamenschen wie mich schlicht und einfach tödlich. Somit blieb mir zur Wahrung meiner persönlichen Ehre vorerst nur der zweite Weg. Ich fand also mit Hilfe eines wohlwollenden Verwandten (ja, es gab auch solche) den Weg in eine Schule, wo es tatsächlich gelang, auf die Fähigkeiten der Schüler einzugehen, Talente zu erwecken und weiter auszubauen.

Die nächsten Jahre verbrachte ich damit den Umgang mit meinem Körper und Waffen zu lernen und in der studentischen Gemeinschaft zu leben. Die Lehrer stuften mich als einen Adepten ein und bildeten mich entsprechend meiner gesteigerten Sinne und Fertigkeiten aus. Während dieser Zeit blieben mir meine Albträume erspart. Einzig mein Lehrer kam mir merkwürdig bekannt vor, obwohl ich ihn mit niemanden, dem ich je begegnet war, in Verbindung bringen konnte.

Als ich auf diese Weise zu einer Art gesellschaftlichen Stellung gelangt war, unterbrach mein »Vater« die Ausbildung und ich war wieder »Zuhause«, wo ich erneut vor meinen drei Problemen stand.

Zu der Zeit besaß ich in meiner Familie nun eine Art Narrenfreiheit: ich wurde einfach nicht ernst genommen. Bis ich immer öfter dank meiner außerordentlich scharfen Sinne, auf die Gründe für dieser Freiheiten aufmerksam wurde. Einige Verwandte besonders meine Geschwister sprachen mehr oder weniger offen davon, dass ich ja gar kein Sohn der Familie war sondern nur ein Findelkind. Als dieses Gerede begann, spitzte ich meine Ohren so gut ich konnte. Ich musste herausfinden, wie viel Wahrheit an diesen Behauptungen war.

Alle suchten mehr oder weniger offen nach Möglichkeiten sich meiner zu entledigen, tatsächlich entging ich einigen Anschlägen um Haaresbreite. Mein Leben verdankte ich nur der Tatsache, dass niemand einen offenen Mord begehen wollte, und ein tödlicher Unfall auch nicht in das ach so schönes Familienbild gehörte.

Wenn ich also kein Sohn des Hauses war, wie kam ich dann in diese Familie? Der Vater, nun den hatte ich selten genug gesehen, war ein einflussreicher Adliger und verbrachte die meiste Zeit am Hof, er war vielleicht dreimal im Jahr zu Hause. Auch zu Hause traf er sich dann mit anderen einflussreichen Adligen. Er verstand viel von Magie und war wohl auch an der magischen Veränderung vom Tir beteiligt.

Die Mutter lebte zurückgezogen in einem Flügel des Hauses, der das Schloss genannt wurde. Dort kam sie nur heraus um in ihrem viktorianischen Garten spazieren zu gehen. Ihr Flügel war viktorianisch eingerichtet. Sie kleidete sich so und jeder, der herein wollte, musste sich entsprechend kleiden. Sie hatte mit Magie nichts im Sinn, sie fürchtete sich davor und sonderte sich von der magisch veränderten Welt rings um sie herum ab.

Ich schlich oft durch das Haus und lauschte den Gesprächen. Auf diese Weise bekam ich mit, dass man sich meiner entledigen wollte. Wenn ich also nicht dazu gehörte, wer war ich dann? Meine Erinnerungen begannen als Jugendlicher in diesem Haus, aber was war davor ? Ich konnte mich nicht erinnern. Die ganzen Abende suchte ich einen Anhaltspunkt oder irgendwelche Zusammenhänge. Schließlich fand ich etwas in den Familienaufzeichnungen. An meinem angeblichen Geburtsdatum war kein Eintrag, ich war plötzlich da, Jugend hatte ich nicht gekannt. Bis ich an diesem Abend einschlief, versuchte ich irgendeine Erinnerung wachzurufen, aber es wollte mir nicht gelingen. Ich wachte schweißgebadet auf, da war wieder der Alptraum, heftiger als jemals zuvor.

Nur mit einem Unterschied: die Dunkelhaarige sagte: »Wir sehen uns wieder, da bin ich sicher, bis bald«

Und ich wachte auf. Es war mitten in der Nacht und vor dem Schlafen hatte ich nun zum ersten Mal Angst. Ich zog mir etwas über und schlich mich in den riesigen Garten.

Jemand saß auf der Terrasse. Es war »Vater« mit einem Besucher, den ich schon öfter gesehen hatte. Er kam aus Europa, gewöhnlich schneite er am späten Abend herein und war vor dem Morgen wieder verschwunden.

Meine Neugier trieb mich voran, ich musste wissen, worüber die beiden sprachen. Ich richtete mein geschärftes Gehör auf die Terrasse. Erst verstand ich gar nichts, dann schnappte ich meinen Namen auf. Ich glitt noch mal ein paar Meter näher, jetzt verstand ich jedes Wort.

»--- deshalb solltest du besser auf den Jungen aufpassen. Das mit der Schule war zu auffällig.«

»Ich musste ihn doch in die Familie eingliedern und nur so im Haus mitschleifen ist auch nicht normal, oder?«

»Das mit der Schule war auch nicht deine Idee, warum hast du dich von Finrod und Nadia überreden lassen.«

»Finrod hat damit nichts zu tun. Außerdem verkehre ich nicht mit ihm, Nadia ist meine Frau, wie sollte ich da nein sagen, außerdem hielt ich es nicht für gefährlich, da seine Magie nicht so weit geht, als das er zaubern könnte.«

»Trotzdem müssen wir ihn hier wegschaffen. Ich könnte ihn nach Sibirien bringen, da sollte er sicherer aufgehoben sein. Hier in Tir wird das zu heiß.«

»Gehen wir ins Zimmer, hier draußen ist es jetzt reichlich frisch.«

Beide verließen die Terrasse.

Als sich die Tür schloss, war ich leider von dem Rest des Gespräche abgeschnitten. Es war tatsächlich kühl geworden. Ich schlich zurück auf mein Zimmer, ich musste nachdenken.

Ich schlich mich in das Schloss. Eventuell konnte ich von «Mutter« etwas erfahren.

Sie erschrak, als sie mich sah, da ich nicht die formelle Kleidung trug.

Sie sprach mich an: »Du weißt es also... Du bist kein Kind aus diesem Haus und die Schule? Ich wollte aus dir einen Paladin machen, um dich hier rauszubringen. Aber das hat jemandem gar nicht gefallen«.

»Wer ist Finrod und wer ist Fingolfin?«

Sie erschrak wieder. »Du hättest diese Namen nicht wissen dürfen. Fingolfin bist du, genauer gesagt Fingolfin Shadowing. Wir sind auch nicht deine Familie, wie du inzwischen vielleicht schon vermutest, und Finrod ist hierzulande wenig mehr als ein Verräter. Aber das ist Ansichtssache. Wenn du auf dieser Welt überhaupt Verwandte hast, würde er dem recht nahe kommen. Und jetzt mein Rat an Dich: Flieh möglichst weit von hier noch heute Nacht. Nimm nur das nötigste mit und wende dich in der Schule an Faramir, den Bogenschützer, er hilft dir weiter, denn er schuldet mir noch einen Gefallen.«

Nach diesen eindringlichen Worten sah ich zu, dass ich wegkam.

Ich sammelte ein paar Waffen, mit denen ich umgehen konnte, rüstete mich mit den für das Überleben notwendigen Dingen aus. Außerdem brachte ich, ohne das irgendwer es sofort bemerkte, noch eine nicht unerhebliche Menge Geld an mich, bevor ich wie ein Schatten in der Nacht verschwand.

Faramir erwartete mich bereits und führte mich in eine verstaubte Bibliothek. Er machte wenig Worte und übergab mir schnell ein paar Ausrüstungsgegenstände. Er riet mir in Portland unterzutauchen und von dort aus mich in die Wildnis der Berge von Tir zurückzuziehen. Bevor er mich unauffällig nach draußen beförderte, gab er mir noch eine Adresse in Portland und den Rat, vorsichtig nach Catlin zu suchen.

Auch wenn es keiner glauben will, im schönen Elfenland gibt es einen Untergrund. Die Herren des Landes sind zwar nicht zimperlich, mit jedem der ein wenig zu weit von der vorgegebene Linie abweicht, aber es gibt immer irgend welche Grauzonen, die nicht oder nur sehr grob zu überwachen sind. Also wer untertauchen will und nicht zuviel Lärm macht, kommt ganz gut weg.

Ganz einfach war es in der allgemeinen Wildnis des Elfenlandes. In den Städten (ja, es gibt welche und die sind auch relativ groß!!) ist es im allgemeinen genauso leicht, nur sind die Vorzüge und Erschwernisse etwas anders verteilt.

So gelang es mir dort, mich auch mit einer Feuerwaffe auszustatten. Soweit lief alles ganz gut und das war irgendwie zu auffällig. Irgendwo musste doch mindestens ein Familienfallstrick oder eine Verwandtschaftsschlinge im Weg liegen.

Tatsächlich wurde das Pflaster nach ein paar Monaten so heiß, dass ich mich wieder in die Wildnis durchschlagen musste.

Meine Ausstattung war zu diesem Zeitpunkt schon ganz passabel, aber es blieb noch das Problem, wo sollte ich hin. Meine einzige Verbindung außerhalb des Elfenlandes bestand aus der Fernsehreporterin Kate aus Seattle, die das außerordentliche Privileg bekommen hatte, über die oben genannte Schule zu berichten.

Nachdem ich ihr ein paar tiefere Einblicke in das Nachtleben der Studenten gewährt hatte und ihr zu der Gelegenheit auch ein paar nicht öffentliche Informationen zuspielen konnte, sagte sie: »Wenn ich dir behilflich sein kann, dann melde dich einfach. Unter dieser Adresse kannst du mich erreichen. Lass auf jeden Fall von dir hören, solltest du durch einen dummen Zufall mal nach Seattle kommen.«

Was ich über diese Stadt gehört hatte, klang nun aber nicht grade ermutigend und eine einzige Verbindung?

Andererseits sollte es mir gelingen nach Seattle zu kommen und dort wenigsten zu überleben, so war ich meiner inzwischen sehr aufdringlichen Verwandtschaft für eine lange Zeit erst mal entkommen.

Ich kehrte vorsichtig nach Portland zurück und begann also die Reise zu planen. Dabei lernte ich einen jungen Elf (Florian) kennen, der für seine sogenannten Runs immer wieder Hilfe brauchte. Auf diese Weise war ich die nächsten Wochen ausgelastet und regelmäßig am Rande meiner Kräfte, denn Florians Runs waren wahrlich keine Spaziergänge.

Wir sprachen niemals über Bezahlung und mir genügte es, dass ich eine geschützte Unterkunft und halbwegs regelmäßig etwas zu Essen hatte.

Er arbeitete oft für einen mächtigen Magier, der uns auf die Suche nach den verrücktesten Dingen schickte, was uns in den besten Fällen auf direkten Kollisionskurs mit der Polizei brachte. Wie zum Beispiel das Demontieren von Baudenkmälern. Durch diese Aktionen war ich dann auch direkt mit der größten Informationsbörse verbunden und erfuhr so auch, dass Kate wieder in Portland war. Ich machte sie auf mich aufmerksam und sie organisierte auch bald ein unauffälliges Treffen, bei dem auch Florian anwesend war.

Er machte Ihr klar, dass ich aus dem Tir raus musste, aber unauffällig.

Viel später nach vielen Flaschen Sekt hatten wir einen Plan: Kate borgte mir einen großen Haufen Geld, die erste Rate der Rückzahlung würde in genau einem Jahr fällig sein, und dann jeden Monat.

Florian ging mit diesem Geld los um mir einen Wegbereiter nach Seattle zu besorgen, denn den Weg dorthin musste ich allein zurücklegen, und ich fand mit Kate einen ungestörten Ort für den Rest der Nacht.

Am nächste Morgen erschien Florian, oder war es schon Mittag oder Abend ?, und brachte mir ein Paket. Bei einem ausgiebigen Frühstück erklärte er mir, wo ich diese merkwürdige Catlin finden könnte und meinte dann, dass sie mir auch mit dem Inhalt des Paketes helfen kann.

Die Zusammenstellung war die Anerkennung für die Dienste, die ich ihm in den Runs geleistet hatte. Für den Preis des Paketes musste ich ja sozusagen selbst bezahlen. Er schickte mich sozusagen mitten in die Wildnis als Zwischenstation nach Seattle. Ich musste versprechen, das Paket erst in der Wildnis weit außerhalb von Portland zu öffnen.

Am Abend hatte ich die Stadt verlassen. Es war auch höchste Zeit, denn meine »Brüder« waren schon verdammt nah und denen wollte ich auf keinen Fall in die Hände fallen.

Am zweiten Tag in der Wildnis, (und wenn ich sage Wildnis, dann meine ich einen fast weglosen Urwald, ein unberührtes Märchenland), öffnete ich das Paket und fand eine Ingram SuperMach mit drei Streifen Munition und zu meiner großen Verwunderung ein Katana in einer alten abgenutzten Scheide. Das Heft war wenig verziert mit einem östlichen Drachen, es fehlten nur die beiden Rubine in seinen Augen.

Ich zog die Klinge und hielt sie eine lange Zeit einfach in der Hand. Ich entdeckte merkwürdige Schriftzeichen. Nach langen Hinsehen konnte ich sie entziffern, obwohl ich diese Schrift vorher nie gesehen hatte. Als ich probeweise auf einen Ast einhackte, durchzog ein merkwürdiges Gefühl meinen Arm den Rücken herunter und wieder herauf zurück bis in die Fingerspitzen.

Das Schwert lag merkwürdig leicht in meiner Hand. Ich hatte fast das Gefühl, das Katana hält mich und nicht ich das Katana. Die Klinge traf wie von selbst den schwachen Punkt des Astes genau im richtigen Winkel. Ich spürte meine Kräfte schwinden, sie wurden gleichsam in das Schwert gesogen. Grade als ich dachte, ich müsste das Katana fallen lassen, zog eine Wärme durch meinen Arm und die pechschwarze Klinge begann zu glänzen als wäre sie nass. Plötzlich sah ich verschiedene Gesichter vor meinem inneren Auge, Bilder von unbekannten Landschaften, von denen ich erstaunlicher weise wusste, dass sie in Europa lagen. Die Klinge erzählte mir ihre Geschichte. Am Ende brannte sich ein Name bei mir ein »Sturmbringer«, die schwarze Klinge und die Runen brannten wie Flammen.

So wusste ich, dass dies kein normales Katana war, sondern eine magische Waffe. Als sich die Welt in mir und um mich wieder halbwegs normalisiert hatte, erschrak ich, denn mir wurde klar, dass das eben wie ein riesiges Leuchtfeuer im Astralraum gewesen sein musste und wenn auch nur ein duales Wesen in der Umgebung war (sehr wahrscheinlich), dann war das jetzt auf dem Weg zu mir und sicherlich nicht in freundlicher Absicht. Gleichzeitig brach in meinem Kopf ein Sturm los und entfesselte meine Vergangenheit. Alles war wieder da, Schottland, meine Eltern und Fanny, die Flucht. Und ich war schon wieder auf der Flucht irgend etwas verfolgte mich und in einem Jahr musste ich beginnen meine Schulden zurückzuzahlen oder mich für immer verkriechen. Meine nächste Station sollte Catlin sein.

Meine Suche nach Catlin endete, als sie mich fand. Ich war wieder mal unterwegs irgend etwas Essbares zu finden, als ich plötzlich von einem riesigen schwarzen Panther angesprungen wurde. Das Gewicht machte mich fast bewegungsunfähig, vier Krallen bohrten sich langsam in meine linke Schulter, der Panther starrte mich an. Ein Grollen entrang sich seiner Kehle und ich verlor das Bewusstsein...

Langsam erwachte ich wieder, auf mir lag immer noch dieses Gewicht. Oh shit, warum war ich noch nicht tot???

Als sich mein verschwommener Blick wieder klärte, grinste mich anstelle des Panthers eine schwarzhaarige Elfe an. »Fanny« entfuhr es mir.

»Nein, Catlin«, kam es zurück und sie rollte sich lachend von mir runter. Als sie dabei ihre Hand von meiner Schulter nahm, verschwanden die Schmerzen sofort. Verwirrt blickte ich auf die Stelle. Alles war heil, kein Blut, nix. Sie lachte kurz über meinen Gesichtsausdruck und sagte nur: »Illusion, meine beste Waffe, wenn du es wirklich glaubst, kann es dich umbringen. Und jetzt steh auf, wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

Am Abend erreichten wir ihre Behausung, eine Höhle, die innen wie eine halbwegs bequeme Wohnung eingerichtet war. Überall waren Bilder von schwarzen Panthern, wenn es mir bis jetzt noch nicht klar war, Catlin war eine Schamanin und sie folgte dem schwarzen Panther. Sie pflegte sehr wenige Kontakte und die glaubten auch, ich wäre nur Catlins neuer Liebhaber, die in der Regel verstarben, wenn sie ihr nicht mehr passten. Zugegeben, ich war ihr Liebhaber, aber sie arbeitete auch daran, mich für ein Leben in den Schatten vorzubereiten.

Sie wusste erstaunlich gut über meine richtigen Eltern und über Schottland bescheid. Der Hammer aber war, als sie mir über einen echten Bruder erzählte, der seit dem Tod meiner Eltern auf der Suche nach mir war. Wobei es Catlin wichtig war, dass er mich findet oder dass ich ihn finden würde. Aber erste Priorität war es, aus mir einen Runner zu machen, damit ich in Seattle nicht nur eine Überlebenschance bekam, sondern auch meine Schulden bezahlen konnte. Auf jeden Fall war sie begeistert von Florians Päckchen und dazu meinte sie, auf Florian wäre schon immer Verlass gewesen. Von Kate sagte sie, entweder sei sie sehr dumm oder hoffnungslos verknallt in mich. Oder es gab noch eine andere Verbindung. Vielleicht wusste sie mehr über mich, als ich mir vorstellen könne.

Monate später beobachteten wir eine Jagdgesellschaft, in der ich meine »Verwandten aus Tir« erkannte. Augenblicklich faste Catlin den Entschluss, mich ohne Verzug nach Seattle zu bringen, eines der besten Löcher der Welt um zu verschwinden .Hier war mein Leben nicht mehr sicher und ich würde jeden gefährden, der bei mir war.

Von diesem Tag an begannen wieder meine Alpträume. Sie gab mir einige Informationen über meinen Bruder. Da war erstens eine große Ähnlichkeit und zweitens war auch seine magische Begabung meiner sehr ähnlich. Zum Schluss war sie sich aber nicht mehr ganz sicher, ob es so gut wäre, meinen Bruder zu treffen. Denn der Boden schien sehr heiß zu werden.

»Also wenn du jemanden suchst, fällst du automatisch auf, wenn dich jemand sucht, na dann kannst du dich immer noch verstecken.«

Und noch etwas gab sie mir auf den Weg:
»Studiere deine Feinde genau, dann kannst du sie auch täuschen.«
 
 

 
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